Wenn der Urlaub am Gate stockt: So holen Sie sich Geld bei Flugverspätungen zurück

Donnerstag, 28. August 2025 | Kategorie: Allgemein

Mehr als 240.000 Flüge innerhalb Europas waren laut Eurocontrol im Jahr 2022 verspätet, viele davon um mehrere Stunden. Jede einzelne Verzögerung bedeutete für Reisende verlorene Urlaubszeit, verpasste Anschlüsse und zusätzlichen Stress. Warum aber nehmen so viele Passagiere die Wartezeit einfach hin, ohne ihre Rechte zu nutzen? Hinter dieser Frage steckt ein Problem, das Millionen Urlauber betrifft. Wer vorbereitet ist, kann nicht nur Nerven sparen, sondern unter bestimmten Umständen auch bares Geld zurückbekommen.

Frau am Flughafen

Welche Rechte Passagiere in Europa haben

Die Grundlage für Entschädigungen bildet die EU-Fluggastrechte-Verordnung 261/2004. Sie gilt für alle Flüge, die in der EU starten oder von einer EU-Fluggesellschaft durchgeführt werden. Reisende haben Anspruch auf Betreuung, zum Beispiel Getränke, Snacks oder Hotelübernachtungen, wenn sich ein Flug erheblich verspätet. Ab einer Verspätung von drei Stunden kann zudem eine Auszahlung zwischen 250 und 600 Euro möglich sein, abhängig von der Flugdistanz. Für viele Betroffene ist diese Regelung ein Rettungsanker, auch wenn sie nur wenigen bekannt ist.

Praktische Umsetzung im Alltag

Eine Flugverspätung-Entschädigung muss aktiv eingefordert werden. Dazu reicht es nicht, am Gate zu klagen oder sich beim Bodenpersonal zu beschweren. Passagiere sollten unbedingt Bordkarten und Buchungsbestätigungen aufbewahren, da diese als Nachweis dienen. Viele Airlines reagieren nur auf schriftliche Forderungen, häufig über Online-Formulare. Alternativ helfen spezialisierte Dienstleister, die im Erfolgsfall eine Provision einbehalten, aber den gesamten Prozess übernehmen.

Tipp: Unterschiede je nach Reiseziel kennen

Nicht jeder Flug unterliegt denselben Regeln. Innerhalb der EU gilt die Verordnung lückenlos, doch bei Flügen in Drittstaaten sieht es anders aus. Startet ein Flug außerhalb der EU und wird von einer Nicht-EU-Airline durchgeführt, greifen die EU-Regeln nicht. In den USA gibt es zum Beispiel keine gesetzlich festgelegte Entschädigung bei Verspätungen, sondern nur bei Überbuchungen.

In Kanada hingegen sichern die seit 2019 geltenden Air Passenger Protection Regulations Reisenden feste Beträge zwischen 400 und 1000 kanadischen Dollar zu, wenn sie mehr als drei Stunden später ankommen. Auch in Brasilien sind klare Regeln vorgeschrieben: Bereits ab einer Stunde Wartezeit muss die Airline Snacks bereitstellen, nach zwei Stunden ein vollwertiges Essen und ab vier Stunden notfalls eine Unterkunft. In anderen Ländern wie China, Indien oder Australien existieren ebenfalls Vorschriften, allerdings meist weniger umfassend als in der EU.

Warum Airlines oft nicht freiwillig zahlen

Fluggesellschaften stehen unter enormem Kostendruck. Jede Entschädigung schmälert die Marge, besonders bei Billigfliegern. Daher versuchen viele Airlines, Ansprüche abzuwehren oder auf äußere Umstände wie schlechtes Wetter zu verweisen. Diese Begründungen sind nur dann gültig, wenn es sich tatsächlich um „außergewöhnliche Umstände“ handelt, etwa Naturkatastrophen oder Streiks der Flugsicherung. Technische Defekte oder organisatorische Probleme gehören nicht dazu, auch wenn Airlines dies gern anders darstellen.

Wer unsicher ist, kann auf Datenbanken von Verbraucherzentralen oder Portalen wie der Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr zurückgreifen. Dort werden Fälle dokumentiert, in denen Airlines zu Unrecht abgelehnt haben. Statistiken des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt zeigen, dass ein erheblicher Teil der Verspätungen auf technische Probleme zurückgeht.

Welche Dokumente im Ernstfall entscheidend sind

Banken fordern bei Krediten Unterlagen, Airlines tun es bei Entschädigungen genauso. Ohne Beweise ist es schwer, einen Anspruch durchzusetzen. Flugnummer, Abflug- und Ankunftszeiten, Buchungsbestätigung und Bordkarte sind die Basics. Noch besser ist es, Screenshots von Anzeigetafeln zu machen oder sich Verspätungen schriftlich bestätigen zu lassen. Diese Details können später den Unterschied machen, wenn die Airline versucht, die Dauer der Verzögerung herunterzuspielen.

Ein kleines Reisetagebuch wirkt Wunder. Notieren Sie, wann Durchsagen gemacht wurden und wie lange die Wartezeit tatsächlich war. Quittungen für Getränke oder Hotelübernachtungen sollten gesammelt werden, weil diese Kosten zusätzlich erstattungsfähig sind. Verbraucherzentralen empfehlen, die Airline schriftlich in Verzug zu setzen, falls sie nicht innerhalb einer angemessenen Frist reagiert.